Raumplanung ist Wirtschaftspolitik


23. September 2025
Autor:
Martina Moosmann
Projektleitung Wirtschaftsförderung Region Olten
martina.moosmann@regionolten.ch
Im Auftrag der Gemeinden führt die Wirtschaftsförderung Region Olten gemeinsam mit BSB+Partner im Raum Olten-Gösgen-Gäu die regionale Arbeitszonenbewirtschaftung durch. Dabei werden die Flächen in der Arbeitszone systematisch erfasst und nach ihrem Potential kategorisiert. Dieses Inventar ist für die Wirtschaftsförderung ein wichtiges Instrument, um mitzuhelfen, die Nutzung der vorhandenen Flächen zu optimieren, gegebenenfalls eine bedarfsgerechte Standortentwicklung zu ermöglichen und durch eine mit den Gemeinden koordinierte Ansiedlungstätigkeit für eine langfristig tragfähige wirtschaftliche Entwicklung der Region zu sorgen.

Raumplanung und Wirtschaftsförderung beeinflussen einander

Jani

Ein Gastbeitrag von Janine Eggs, Raumplanerin bei BSB+Partner Ingenieure und Planer AG, Kantonsrätin und Gemeinderätin.

Eine proaktive Raumplanung kann die wirtschaftliche Entwicklung befeuern. Gleichzeitig fordern wirtschaftliche Dynamiken die Raumplanung aufgrund der zunehmenden Zersiedelung heraus. Agieren statt reagieren und ein enges Zusammenspiel sind für beide Seiten unerlässlich.

Die Raumplanung ist eine wichtige Steuergrösse der wirtschaftlichen Entwicklung. Wirtschaftsrelevante Faktoren wie Verfügbarkeit von Bauland, Infrastrukturen oder das Arbeitskräfteangebot lassen sich mehr oder weniger direkt über die Raumplanung steuern.

Der Bund definiert im Raumkonzept Schweiz die Metropolitanräume Zürich, Basel, Lémanique und Bern als «die wirtschaftlichen Hauptmotoren der Schweiz». Einerseits werden jene Räume abgebildet, in denen sich die wirtschaftliche Entwicklung historisch konzentriert hat. Andererseits legitimiert das Konzept die Entwicklung an diesen Orten und fördert sie aktiv. Die Vernetzung der Räume wird unter anderem durch (Verkehrs-)Infrastrukturen verbessert.

Das Raumkonzept des Kantons Solothurn zeigt ebenfalls auf, an welchen Orten und entlang welchen Bahn- und Strassenlinien sich Entwicklungen fokussieren sollen. Entsprechend können attraktive Firmenstandorte geschaffen werden. Unternehmen, die auf Transportinfrastruktur angewiesen sind oder viele Arbeitskräfte benötigen, siedeln sich bevorzugt entlang von Verkehrsanlagen oder nahe an Zentren an. Hingegen kann es dort, wo die Raumplanung versagt, zu Konflikten kommen, beispielsweise zu überlasteten Infrastrukturen, Zerschneidung von Naturräumen, Schädigungen des Landschaftsbildes oder Störung von Anwohnenden.

Auf kommunaler Ebene ist der Einfluss der Raumplanung am greifbarsten. Die Gemeinden steuern mit ihren Bauzonenplänen und Reglementen direkt, wo sich Industrie oder Gewerbe ansiedeln können, wie lange und hoch Gebäude sein dürfen und welche Lärmemissionen erlaubt sind. Die Gemeinde kann sogar einzelne Branchen bevorzugen oder von der Ansiedlung ausschliessen. Das Abwägen von Chancen und Herausforderungen ist wichtig, wenn es um die Entwicklung von wirtschaftlichen Gebieten geht.

Deshalb begleitet BSB + Partner diverse Gemeinden bei ihren Planungen und unterstützt sie mit fachlicher Beratung. Die Raumplanung ist allerdings kein Allheilmittel, wenn es um die wirtschaftlichen Dynamiken geht. So kann zwar ein guter Rahmen geschaffen, aber Firmenansiedlungen nicht erzwungen werden. Wer kennt das Problem nicht, dass im Ortskern Gewerberäume leer stehen? Unabhängig davon, wie restriktiv oder liberal die Vorschriften sind: Wenn zu wenig Kundenfrequenz vorhanden ist oder die Steuern zu hoch sind, kann die Raumplanung weder Dienstleistung noch Gewerbe herbeizaubern. Die beste Planung bringt nichts, wenn sie an den wirtschaftlichen Bedürfnissen vorbeizielt.

Während in den Ortskernen einzelne Räumlichkeiten leer stehen, liegen in Industrie- und Gewerbegebieten teilweise ganze Parzellen brach oder sind nur schlecht ausgenutzt. Die gesetzlich vorgegebene «regionale Arbeitszonenbewirtschaftung» ist der Versuch, dem entgegen zu wirken. Wirtschaft und Raumplanung sollen gemeinsam gedacht und in einen regionalen Kontext gesetzt werden. Ziel ist es, die Bedürfnisse von Wirtschaft und Raumplanung frühzeitig aufeinander abzustimmen und wirtschaftliche Entwicklungen am richtigen Ort zu ermöglichen.

Diverse Regionen des Kantons Solothurn wurden von BSB + Partner und der jeweiligen Wirtschaftsförderung bei der Einführung der «regionalen Arbeitszonenbewirtschaftung» begleitet. In der Region Gäu findet seither ein stetiger Wissensaustausch zwischen BSB + Partner, der regionalen Wirtschaftsförderung Olten sowie den involvierten Gemeinden statt. Gemeinsam wird darauf hingearbeitet, dass schlecht genutzte Flächen wirtschaftlich besser genutzt werden. Bei Betrieben, die Erweiterungsabsichten haben, dazu aber einer Einzonung bedürfen, unterstützen BSB + Partner und die Wirtschaftsförderung Region Olten die entsprechenden Abklärungen.

Der Wissensaustausch ist nicht nur zentral für die Entwicklung von einzelnen Betrieben, sondern auch für ganze Regionen. Wirtschaft und Raumplanung beeinflussen einander und ohne gegenseitiges Verständnis ist eine für beide Seiten sinnvolle Entwicklung nicht möglich.